In memoriam Peter Heintel (1940 – 2018)
Peter Heintel, unser geschätzter Freund und Lehrer, visionärer Vordenker und Inspirationsquelle, hat uns von Anfang an begleitet. Bei vielen unserer Projekte hat er mitgewirkt, in unserem Denken und Handeln hat er uns geleitet. Wir sind ihm sehr dankbar.
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Die Dialektik der Freiheit
Insofern wir Entscheidungen treffen, und das tun wir täglich, machen wir von unserer Freiheit Gebrauch. Die Erhaltung der Freiheit ist ewige kollektive Aufgabe, denn frei zu sein heißt – zugespitzt – Angst vor sich selbst zu haben. Peter Heintel war ein leidenschaftlicher Philosoph der Praxis, auch wenn er als Lehrer und Forscher stets an der Universität verankert war. Mit seiner meines Wissens einzigartigen Professur für „Philosophie und Gruppendynamik“ hatte er es zu seiner Aufgabe gemacht, über den Zusammenhang von Theorie und Praxis Auskunft zu geben, und er hat damit immer schon die Grenzen der Universität und der akademischen Fachphilosophie überschritten. Schließlich war Philosophie für ihn kein Fachgespräch unter Philosophen, das man als Wissenschaft – im Sinne einer „Arbeitsteilung im Geiste“ – an die Universitäten auslagern kann. Vielmehr hat eine Philosophie, die sich der Selbstreflexion und Aufklärung verpflichtet, eine Philosophie, die in der Freiheit von Individuen und Systemen das wesentliche Ziel ihres Wirkens sieht, geradezu die Verpflichtung, Praxiseinmischung zu betreiben.
Gedanken zur Philosophie Peter Heintels
Er, der er die gesamte Philosophie des Abendlandes kritisch hinterfragte, findet sich in einer radikalen Voraussetzungslosigkeit wieder, die seinesgleichen sucht: Konsequent belässt er die Vernunft des Menschen, die zur eigentlichen „zweiten Menschwerdung“ führt, im Unbestimmten, im Nichts! Sie wird zum Organ der Selbstbestimmung: Sie trennt sich von allem Bestimmten und lässt den Geist und das „Ich“ entstehen. Heintel wendet sich gegen alle Versuche der Philosophie, das Nichts auszudeuten: Wir stehen vollends im Ungewissen, im Unbestimmten! Alle Erklärung versagt. Uns bleibt keine andere Wahl, als diese radikale Offenheit/Unbestimmtheit zu ertragen. Der Mensch steht in Differenz zu sich und zur Welt. Es bleibt ihm nur der Weg, mittels substanzloser Medien – wie Geist, Seele, Vernunft oder Freiheit – Bestimmung zu gewinnen. Das impliziert – radikal gedacht – auch die Möglichkeit, unserer scheinbar „vernünftig gewordenen Welt“ eine „andere Vernunft“ entgegenzusetzen.