Mensch und Technik
29. Oktober 2024, 18:00 Uhr
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Virtuelle Zukunft - Traum oder Albtraum?
Im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe „Wissen schafft Gesellschaft“ widmen wir uns dieses Jahr dem Thema „Mensch und Technik“. Zwei herausragende Wissenschaftler:innen werden vortragen und im Anschluss mit dem Publikum diskutieren.
Neue Technologien gestalten die Zukunft!?
Mag.a Dr.in Ulrike Bechtold (Humanökologin, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Technikfolgen-Abschätzung)
Wohin wir auch blicken, unsere heutigen Lebenswelten sind untrennbar mit Technik verbunden. Manche davon nutzen wir aktiv, andere sind im Einsatz, ohne dass wir von ihnen überhaupt etwas bemerken (sollen). Nicht nur die Sichtbarkeit, sondern auch das Verstehen von Technologien hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Eine technikdurchdrungene Gegenwart, in der künstliche Intelligenz Kernaufgaben des Menschen auf die Technik übertragen soll, stellt uns auch vor die Frage, wer denn nun eigentlich die Weichen für die im Titel erwähnte Zukunft stellt: ist es der Mensch oder sind es die (vom Menschen gestalteten) Technologien? Was, wenn diese Grenzen fließend wären? Und wer bestimmt eigentlich, was Technik kann, was sie können soll und was vermag oder (nicht)? In diesem Vortrag wird um die gesellschaftliche Bedeutung von Technik in verschieden Bereichen gehen. Exemplarisch wird dargestellt, welche Folgen abschätzbar sind. Die zentralste Frage wird jedoch darin liegen, wie es gelingen kann, Entwicklungen selbstbestimmt zu gestalten und jene Grenzen zu definieren, innerhalb welcher Menschen ein (sinn-)erfülltes Leben in Sicherheit und Wohlstand führen können.
Selbst-sein, Du-Bezogenheit, Sozialität: Anthropologische Merkmale des Menschen aus neurowissenschaftlicher Sicht
Univ.-Prof. Dr. Joachim Bauer (Neurowissenschaftler/Arzt/Sachbuchautor)
1. Die erst vor wenigen Jahren entdeckten neuronalen Selbst-Netzwerke (Self Networks) speichern die Eigenperspektive, die wir auf uns selbst haben. Menschliche Säuglinge haben ein reiches Gefühlsleben, ihr Selbst entwickelt sich jedoch erst im Verlauf der ersten ein bis zwei Lebensjahre (siehe Joachim Bauer: Wie wir werden, wer wir sind). Die postnatale Entstehungsgeschichte des Selbst und seine Ausdifferenzierung machen den Menschen zu einem im Kern Du-bezogenen Wesen. 2. Die Verbindung des Selbst-Systems mit dem neuronalen Motivationssystem sorgt für eine Grundausrichtung des Menschen auf soziale Akzeptanz – was nicht bedeutet, dass der Mensch von Natur aus „gut“ sei (siehe Joachim Bauer: Prinzip Menschlichkeit). 3. Die neuronalen Resonanzsysteme (zu denen auch die „Spiegelneurone“ zählen) sind eine Medaille mit zwei Seiten: Sie unterstützen soziale Einstimmungsprozesse, machen den Menschen aber auch verführbar (siehe Joachim Bauer: Warum ich fühle, was du fühlst). Prosoziales Verhalten basiert auf einer intuitiven und reflexiven Komponente. 4. Neue Forschungsergebnisse aus einem neu entstandenen Forschungsbereich („Social Genomics“), zeigen, dass eine Sinn-geleitete, prosoziale („eudaimonische“) Grundhaltung top-down Effekte auf
gesundheitsdienliche genetische Aktivierungsmuster auszuüben vermag (siehe Joachim Bauer: Das empathische Gen). 5. Digitale Angebote inklusive KI-Chatbots sind absichtsvoll so konstruiert, dass sie das „Social Brain“ des Menschen ansprechen, was ihren Erfolg und ihre teilweise suchtartigen Wirkungen erklärt. Der Fahrplan maßgeblicher Vertreter großer Digitech-Konzerne sieht eine Auswanderung der Menschheit aus der analogen Wirklichkeit vor, hinüber in virtuelle Welten („Mind Uploading“) und auf ferne Planeten (siehe David Chalmers: „Reality Plus“; Marc Andreessen: „Techno-Optimist Manifesto“). Dieses Konzept trägt den Namen „Transhumanismus“ und bedroht die Humanität (siehe Joachim Bauer: Realitätsverlust).
€ 10,- für Mitglieder & Studierende
€ 20,- für Nicht-Mitglieder
Referent:innen
Bambergsaal, Moritschstraße 2, 9500 Villach
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