Der Blog der Landschaft des Wissens

Man stelle sich vor, ein Landeshauptmann, eine Landeshauptfrau, ein Bundeskanzler oder Bundespräsident in Österreich würde einer Journalistin, die eine kritische Frage stellt, antworten: „Halt die Klappe, Schweinchen“. Der Sturm der Entrüstung wäre heftig und Rücktrittsaufforderungen unweigerlich – und das zurecht.

In den USA ist das möglich, bei uns in Österreich und in vielen Teilen der westlichen Welt glücklicherweise noch nicht. Österreich ist einer von nur 25 Staaten, die laut Demokratiemonitor noch als liberale Demokratie bezeichnet werden, 142 von insgesamt 167 Staaten in diesem Ranking sind es nicht. Nur 15% der Weltbevölkerung lebt in einer liberalen Demokratie!

Bei uns wie auch innerhalb der EU nehmen antidemokratische Tendenzen seit Jahren zu – doch die europäische Gemeinschaft ist hier unverständlicherweise ziemlich tolerant, um nicht zu sagen naiv. Die USA sind, nicht zuletzt im Zuge der „Regentschaft“ von Donald Trump (leider muss man seine Regierungsform inzwischen so bezeichnen), keine liberale Demokratie mehr. Nicht nur das republikanische Establishment, das scheinbar davon profitiert, sondern auch die demokratische Opposition in den USA sieht zu, wie der aktuelle Präsident und seine Schergen versuchen, den Rechtsstaat mit allen Mitteln auszuhebeln und die Menschen zu entmündigen.

Doch die ganze Welt „spielt mit“, wenn – nicht nur dort – autokratische Regenten und ihre superreichen Komplizen Hand in Hand das Gemeinwohl ignorieren, öffentliches Gut plündern und unsere Zukunft im Sinne des guten Lebens für alle zerstören – und das global.

Woher diese selbstzerstörerische Gleichgültigkeit der Mehrheit? Warum diese opportunistische Unterwürfigkeit? Warum wählen Menschen Politiker:innen, welche Demokratien aushöhlen, um sie in autoritäre Staaten umzuwandeln? „Warum schweigen die Lämmer?“ – das ist der Titel der lesenswerten Publikation des Kognitionsforschers Rainer Mausfeld, in der es um die Verteidigung der Demokratie geht.

Wo bleibt die Zivilcourage, um sich für ein gutes Leben für alle einzusetzen?

24.11.2025 | Horst Peter Groß, Wissenschaftsverein Kärnten