Am 13.11.2024 jährt sich sein Geburtstag zum 84-sten Mal. Eine Gelegenheit, um dem 2018 allzu früh verstorbenen Philosophen einen ganz persönlichen Dank abzustatten:
Für mich war Peter Heintel der Beginn eines neuen Lebensabschnittes: Ich hatte mit meiner Karriere als Jurist in der Sozialversicherung abgeschlossen und Peter Heintel hat mir an der Universität eine ganz neue Welt eröffnet. Meine Hoffnung war zwar, die Philosophie könnte mir einen Zugang zum Verständnis der Welt verschaffen. Das hat sich bei Peter Heintel rasch in unerwarteter Weise aufgelöst: Gnadenlose Ernüchterung war angesagt: Keine Welterklärung wurde geliefert, nur der Befund, dass es keinerlei Anker gäbe, nichts, woran wir uns festhalten könnten! Der Mensch ist auf sich selbst zurückgeworfen. Sartre würde sagen: Der Mensch ist zur Freiheit verdammt. Beide Aussagen decken sich.
Alle spekulative Philosophie, alle Metaphysik bleibt ergebnislos. Die Weltengründe bleiben im Dunkeln. Die Menschheit ist allein auf ihre eigene Denk- und Handlungsfähigkeit angewiesen. Peter Heintel hat das zum Anlass genommen, mit der klassischen Philosophie abzuschließen und als zentrales Ziel der Philosophie die kollektiv organisierte Suche nach der Wahrheit auszugeben. Er hat diesen Weg in seinem, gemeinsam mit Wilhelm Berger verfassten Buch ‚Die Organisation der Philosophen’ zusammengefasst.
Ja, und fasziniert hat mich Peter Heintel, weil er sich ausgerechnet an der Universität (!) dafür stark gemacht hat, nicht von oben herab zu dozieren, sondern die Wissensvermittlung total umzudrehen! Revolutionäres Denken hat mich immer schon magisch angezogen! Ivan Illich und natürlich Karl Marx sind da gute Beispiele!
Peter Heintel öffnet das Bildungssystem: Wissenschaft soll vor Ort Probleme lösen. Dazu werden Betroffene zu einem wissenschaftlich begleiteten Prozess der Meinungsbildung eingeladen. Er nennt das Interventionsforschung.
Das entspricht dem modernen Bild transdisziplinärer Wissenschaft, wie sie auch die „Landschaft des Wissens“ vertritt. So wird nicht zuletzt vorhandenes Alltagswissen „gehoben“.
Im Schulbereich betont Heintel die Wichtigkeit der politischen Bildung, nicht im aktuell flachen Verständnis einer Staatsbürgerkunde, sondern im gemeinsamen Bewältigen von Aufgaben in der Gruppe, um auch praktisch Demokratie zu erlernen! Das ist das Entscheidende! Nicht der „Trichter“ mit zu viel an unnützem Stoffwissen!!
Ja, dann wäre da noch die Schaffung einer Fakultät für interdisziplinäre Forschung und Fortbildung – eine Pionierleistung – oder die Gründung des Vereins zur Verzögerung der Zeit und vieles andere mehr. Visionen, die ihresgleichen suchen!
Das alles hat mir Augen und Ohren geöffnet, den Horizont geweitet, und dafür werde ich ihm lebenslang dankbar sein!
13. November 2024